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Neuere Geschichte

Das Ministerialgebäude entwickelte sich 1990 nach der friedlichen Revolution zum lokalen Sammelpunkt der Vorbereitung zur Wiedergründung des Freistaats Sachsen. Somit stellt das Gebäude einen geschichtsträchtigen Ort des Macht- und Elitenwechsels dar. Bei der Neugründung des Freistaats Sachsen dachte man zunächst nicht daran, dieses Gebäude als Staatskanzlei zu nutzen. Stattdessen war geplant, die Staatskanzlei in das Lingnerschloss zu verlegen, während das Gebäude wieder seine ehemalige Funktion als Gesamtministerium für das Innere, die Justiz und Kultus übernimmt.

In einer Zusammenkunft einigten sich dann jedoch der Koordinierungsausschuss, das Hochbauamt und die Volkskammerabgeordneten, dass der Ministerpräsident, die Staatskanzlei, das Justizministerium sowie Teile der Ministerien für Inneres und Kultus in das Ministerialgebäude einziehen sollten. Dies lag vor allem daran, dass das Haus schnell nutzbar und auch zentral gelegen war.

Auch in der heutigen Staatskanzlei kam es zu Zerstörungen während des Zweiten Weltkriegs. So zum Beispiel im Westtreppenhaus. Selbst heute sind auf der Treppe noch dunkle Flecken zu erkennen, deren Ursprung jedoch nicht eindeutig geklärt ist.

Ebenfalls beschädigt wurde das Dach des Ministerialgebäudes. Dazu kamen die Verbauungen, die während seiner Nutzung als Hauptsitz des Bezirksrates vorgenommen wurden. Aus diesen Gründen wurde 1987 halbherzig mit einer Renovierung begonnen. Diese Versuche hatten jedoch den Zustand des Gebäudes nicht grundlegend verbessert.

Um die Staatskanzlei als solche nutzbar zu machen, beschloss man also, das Gebäude umfassend zu sanieren. Neben den Verbauungen und alten Kriegsschäden wies das Gebäude Bauschäden, veraltete Haustechnik, verschlissenes Interieur sowie undichte Fenster und Dächer auf. In solch einem Umfeld konnte die Staatsregierung natürlich nicht auf Dauer wirken. Somit wurde die Rekonstruktion ab 1991 unter der Bauleitung des Staatshochbauamtes und der AIT Bauplanungs-GmbH zielgerichtet weitergeführt.

Eine besondere Hürde während der Sanierung des Gebäudes stellte seine konstante Nutzung auch während der Bauarbeiten dar. Eine Herausforderung war außerdem, dass die Staatskanzlei ein modernes und funktionales Verwaltungsgebäude werden sollte – und das bei maximaler Erhaltung und Rekonstruktion des Altzustandes. Somit war es das Anliegen der Architekten, die historische Bausubstanz systematisch zu sanieren, die Abnutzung zu beseitigen und dem Baudenkmal seine »frühere Prägnanz innerhalb des historischen Zentrums wiederzugeben«.

Hilfreich war hier, dass die Bausubstanz des Ministeriums trotz der Abnutzung und der Verbauungen weitestgehend noch erhalten war. Letztendlich wurde ein respektvolles Konzept erstellt, welches das »Neue« in den öffentlichen Bereichen auf den ersten Blick verbirgt. Die Veränderungen des historischen Konzepts beschränkten sich vor allem auf kleinere Eingriffe, die für die Funktionsfähigkeit des Gebäudes notwendig waren.

Die goldene Krone auf dem Dach des Mittelbaus war seit seinem Bau ein bedeutsames Merkmal des Ministerialgebäudes. Daher sollte im Zuge der Rekonstruktion wieder eine Krone die Staatskanzlei zieren. Bei der neuen Krone handelt es sich nicht um eine exakte Nachbildung, da das ursprüngliche Aussehen nur durch Fotografien bekannt war.

Die mit 23,5 Karat Doppeldukatengold veredelte Krone bietet trotz allem einen beeindruckenden Anblick. Am 02. September 1992 war es schließlich soweit. Die 600 Kilogramm schwere und 2,70 Meter hohe Krone wurde auf das Dach aufgesetzt.

Neben der Sanierung galt es außerdem, eine funktionale und technische Infrastruktur zu schaffen, die den Ansprüchen einer modernen Verwaltung gerecht wird. Neu in der sanierten Staatskanzlei sind beispielsweise die zwei Panoramaaufzüge in den Seitenfoyers der Kuppelhalle, die die alte Anlage ersetzen.

Ebenfalls ausgetauscht wurden die hölzernen Gebäudeteilbrücken im Dachgeschoss. Hier sind nun zwei wärmegedämmte Durchgänge aus Glas und Stahl, die zudem den Höhenunterschied zwischen den Gebäudeteilen rollstuhlgerecht überwindbar machen.

Auch die Beleuchtung wurde in vielen Teilen des Gebäudes modernisiert. Das ist vor allem in der Kuppelhalle zu sehen, die vor der Renovierung sehr dunkel wirkte. Doch durch einen mit Strahlern bestückten Mittelleuchtkranz konnte dies geändert werden.

Neben neuen Lampen und der Sanierung des Daches gab es während der Rekonstruktion ein anderes wichtiges Anliegen: die Schaffung eines Medienzentrums. Der Raum wurde aufgrund der neuen Anforderungen an die Kommunikation der Regierung sowie der schnellen Entwicklung der Kommunikationstechnik gebraucht.

Nach einiger Überlegung der Architekten und des damaligen Regierungssprechers, Michael Sagurna, wurde der Raum direkt unter dem großen Besprechungssaal (auch »Bienenkorb« genannt), für diese neue Funktion ausgewählt. Durch seine Lage konnten die damals notwendigen medientechnischen Verbindungen zum Raum darüber sowie zur Kuppelhalle einfacher hergestellt werden.

Aufgrund der immer neuen Anforderungen an die Kommunikation des Ministerpräsidenten und seiner Regierung wurde das Medienzentrum 2020 neugestaltet und die Technik aktualisiert. Neben mehr Platz für die Journalisten enthält es nun ein modernes Aufnahmesystem mit Live-Streamingfunktion, eine neue Belichtungsanlage sowie ein neues Podium mit einer modernen Mikrofonanlage. Außerdem gibt es jetzt direkt nebenan einen Regieraum für Video- und Audiomitschnitt und einen Highspeed-Internetanschluss.

Das Medienzentrum wird heute vielseitig genutzt: neben den Pressekonferenzen der Staatsregierung auch als Vortragsraum für Besuchergruppen, Fernsehstudio, Videokonferenzraum oder für Interviews.

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