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Historische Gestalt

Ein altes Bild der Staatskanzlei
Ansicht des Ministerialgebäudes von der Carolabrücke aus gesehen  © Sächsische Staatskanzlei

Das neue Ministerialgebäude sollte äußerlich in die Stadtkulisse passen. Diese wurde von den Architekten der Staatskanzlei, Hans Mackowsky und Heinrich Tschrmann, wie folgt beschrieben:  

»Das sogenannte alte Dresden ist mit wenigen Ausnahmen eine Stadt aus der Zeit des Barocks. […] In Weinlig spüren wir dann ein leises Hinneigen zur klassizistischen Richtung […]. Semper endlich führt als neues Element in Dresden die Renaissance ein, aber immer mit voller Würdigung der überlieferten Bauweise, was sich in seinen Schriften und der Harmonie der neuen Schöpfungen mit dem Vorhandenen zu erkennen gibt.« 

 

Ein altes Bild von einem Fluss und einer Brücke.
Blick auf das Ministerialgebäude von der Elbe oberhalb der Albertbrücke  © Sächsische Staatskanzlei

Neue Bauwerke wurden in Dresden bisher immer mit Rücksicht auf das bereits vorhandene errichtet, wodurch bis zum Ende des Deutsch-Französischen Kriegs ein einheitliches Stadtbild vorherrschte. Danach kam es in der Stadt jedoch zu großen Umbrüchen, wie z. B. durch die breiten Verkehrsstraßen, die mitten durch die Altstadt verliefen, oder auch durch das Entstehen völlig neuer Stadtteile.

In dieses Umfeld sollte nun das neue Ministerialgebäude harmonisch eingefügt werden. Das Ziel war es, die Gestalt des Gebäudes als einen »Spiegel für die Menschen« zu errichten, der gleichzeitig an das Alte, also an den Barock, anknüpft. Die Architekten hofften, dass die Erinnerung an vergangene Zeiten die Regierung und das Volk näher zusammenbringt.

Außerdem sollte das neue Ministerialgebäude ein Gegenstück zum Finanzministerium auf der anderen Seite des Carolaplatz darstellen.

Ein altes Bild des Eingangs zur Staatskanzlei
Portal am Ministerium des Innern  © Sächsische Staatskanzlei

Das Äußere des Gebäudes wurde aus sächsischem Sandstein geschaffen. Im oberen Teil verwendete man den harten, wetterbeständigen Sandstein aus den Postaer und Postelwitzer Steinbrüchen, während im Sockelgeschoss Struppener Stein, eine sehr raue und feste Sandsteinart, verbaut wurde.

Der Schmuck an der Fassade konzentriert sich vor allem auf die drei Eingänge der Ministerien. Die Portale sind durch geschweifte Überdachungen geschützt, während zu beiden Seiten Löwenköpfe und direkt über der Tür das sächsische Wappen sowie breite Balkone angebracht sind. Alle weiteren Verzierungen der Fassade beziehen sich auf die Verwaltungselemente der einzelnen Ministerien.

Ein altes Bild der Staatskanzlei
Mittelbau vom Ministerium des Kultus und des öffentlichen Unterrichts  © Sächsische Staatskanzlei

Am Mittelbau sind zu beiden Seiten des Portals die Köpfe des »Bürgers und des Landmannes« zu sehen. Über dem dreiteiligen Fenster im zweiten Obergeschoss wurde außerdem die Saxonia angebracht, während die Giebelfenster von den zwei Figuren eingerahmt sind, die das Gesetz und seinen Beschützer verkörpern sollen.

Auf der Seite des Kultusministeriums, also im Westflügel, stellt der Schmuck die »humanistischen und realistischen Studien« dar, welche vom heiligen Michael beschützt werden.

Eine Zeichnung eines verzierten Dachfensters
Dachfenstermotiv über dem Eingang des Justizministeriums  © Sächsische Staatskanzlei

Der Eingang des Justizministeriums ist am wenigsten reich geschmückt. Es gibt hier lediglich den Kopf der Justitia sowie eine Krone und zwei Reichsäpfel auf einem Kissen über der Überdachung des Eingangs.

Ein altes Bild der Staatskanzlei
Rückansicht des Mittelbaus des Ministeriums des Innern mit den steinernen Köpfen der Architekten  © Sächsische Staatskanzlei

Eine weitere wichtige Verzierung an der Fassade sind die Köpfe der drei Architekten, Waldo, Auster und Tscharmann, die sich auf der Rückseite des Gebäudes in den Schlusssteinen der Erdgeschossfenster verewigt haben.

Im Vordergrund der Innengestaltung stand die Schaffung funktionaler Arbeitsräume. Doch auch die Ästhetik sollte für die Architekten nicht zu kurz kommen. Hier mischten sie Aspekte des Jugendstils mit dem Klassizismus.

Typisch für die Raumgestaltung des Jugendstils sind florale Elemente, symbolische Gestalten, geometrische Formen sowie die Einheit von Funktionalität und Schönheit, die auch die Innenräume der Staatskanzlei charakterisieren. Der Klassizismus dagegen nimmt sich die Antike als Vorbild, was im Ministerialgebäude in den Säulen oder den Malereien in der Kuppelhalle zu finden ist.

Der im Inneren des Ministerialgebäudes verbaute Sandstein ist weicher und feinkörniger Cottaer Stein, der sich besonders gut für die Bildhauerarbeiten eignete, die die Mittelhalle und Treppenhäuser schmücken. An den Sockeln und Türumrandungen wurden hingegen Granite verwendet, vor allem eine rote Art aus Meißen und Beucha.

Die drei Ministerien wurden streng voneinander abgetrennt, sodass eine Verbindung nur durch Türen im Obergeschoss bestand. Aus diesem Grund besaßen auch alle drei Ministerien gesonderte Eingänge, die sich jeweils in der Mittelachse des jeweiligen Ministeriums befanden. Das Ministerium für Kultus und öffentlichen Unterricht hatte seinen Eingang am Carolaplatz, während das Justizministerium, im Ostflügel gelegen, den Eingang in Richtung Düppelstraße (heute Archivstraße) hatte. Das Innenministerium hatte seinen Eingang am Königsufer, dort, wo heute auch der Haupteingang der Staatskanzlei liegt.

Ein altes Bild von Maschinen
Die zentrale Dampfkesselanlage, bestehend aus vier Kesseln sowie zwei Dampfmaschinen, befand sich im Kesselhaus im westlichen Hof.  © Sächsische Staatskanzlei

Trotz des von den Architekten gewollt eingesetzten Bezugs auf alte Zeiten durch die barocken und klassizistischen Bauelemente, war das Ministerium natürlich ein funktionales und modernes Gebäude, das verschiedenste Ansprüche erfüllen sollte.

Eine dieser Anforderungen war eine moderne und sparsame Heizung, die das ganze Haus mit Wärme versorgen konnte. Zu diesem Zweck wurde eine zentrale Feuerstelle gebaut, die einfach zu bedienen war und den Brennstoff effektiv nutzte. Die Rücklaufleitungen waren beispielsweise in der Lage, die im Kessel gespeicherte Wärme zu nutzen, um das Gebäude auch dann zu beheizen, wenn der Kessel nicht lief.

Mit dem Kesseldampf wurden außerdem Dampfmaschinen zur Elektrizitätserzeugung betrieben. Zu diesem Zweck wurde morgens und abends der Kesseldampf an die Maschinen abgegeben und nach der Verarbeitung zusammen mit dem frischen Dampf wieder für die Heizung genutzt. Die Erzeugung des elektrischen Stroms wurde so erheblich billiger und die Ausnutzung der Kesselanlage größer.

Zur elektrischen Kraftanlage gehörten außerdem zwei Gleichstromdynamos im Maschinenhaus, die von den zwei Dampfmaschinen angetrieben wurden. So konnte genug elektrischer Strom für die sieben Elektromotoren, 1000 Glühlampen und 18 Bogenlampen im Haus erzeugt werden. Der übrige Strom konnte außerdem in einem Akku gespeichert werden.

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